Der Krieg

Der Krieg

Gerne: Historischer Roman

Format & Seiten: E-Book, 448 Seiten

Klappentext

 

Krieg und Liebe und Verrat – und eine Sehnsucht, die in dieser Welt nicht mehr zu stillen ist: Das ist es, was die Helden dieses Romans umtreibt und beseelt. Agnes, die kleine Nonne; den Henkerssohn Zand; Andurkan, den sanften König, und seine jadefunkelnde junge Frau; den schillernden Kirchenfürsten Herigold; den fröhlichen Krüppel Joris und all die andern. In einer Zeit, in der sich des Weihrauchs Wohlgeruch mit dem Qualm der Scheiterhaufen mischt, ringen sie mit der Erkenntnis, dass es auf die Frage nach Gut und Böse keine einfachen Antworten mehr gibt.

 

Leseprobe

 

Er erreichte die Kathedrale, als die ersten schweren Tropfen fielen. Wie in Trance drückte er das hohe Portal auf, taumelte über den marmorbelegten Mittelgang und sank auf eine durch langen Gebrauch blank gewetzte eichene Chorbank, während draußen grüngraue Wolken wuchtige Wasserströme entließen.

 

Das himmelhohe Dämmerdunkel der Klosterkirche umfing Gabriel und barg ihn sanft. Er schloss die Augen und überließ sich den Liebkosungen der silbrigen Orgelklänge, die von ferne an sein Ohr drangen. So würde es sein… vielleicht… vielleicht…

 

Als ein Schatten auf ihn fiel, erwachte er. Ein Priester stand vor ihm. Gabriel sah ihn an. „Ich sterbe, Vater“, sagte er leise und ohne Bedauern. Die Schlacht war siegreich gewesen und seine Königin hatte ihn in Ehren entlassen. Er hatte einen guten Anteil am Töten und Verwunden gehabt und nun war er selbst an der Reihe. Es würde nicht mehr lange dauern – ein paar Stunden, ein paar Tage. Wenn nur der Schmerz ein wenig nachließe.

 

Wenn nur der Schmerz ein wenig nachließe.

 

Erschrocken beugte der Priester sich zu ihm herab und wollte ihm aufhelfen. Gabriel schüttelte sanft den Kopf. Berührt oder gar bewegt zu werden, bereitete ihm mehr Schmerzen, als er noch ertragen konnte.

 

Aber da war noch etwas, das er sagen musste. Gabriel schloss die Augen. Von Stunde zu Stunde wurde es schwerer, klar zu denken. In seinem Kopf stürzte alles durcheinander, wahllos, haltlos. Es wäre leichter, jetzt zu gehen. Aber er durfte nicht.